2 Begriffsbestimmungen
2.1 Ergonomie, ergonomische Gestaltung, ergonomische Faktoren
- Ergonomie
Die Ergonomie ist die wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen und anderen Elementen eines (Arbeits-)systems befasst.
Hinweis: Aus Sicht des Arbeitsschutzes ist das Ziel der ergonomischen Gestaltung, Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass sie menschengerecht sind. Damit soll auch zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des gesamten Arbeitssystems beigetragen werden.
- Ergonomische Gestaltung
Die ergonomische Gestaltung der Schnittstelle zwischen Beschäftigten und Arbeitsmitteln umfasst alle im Abschnitt 2.2 aufgeführten Elemente des Arbeitssystems, auch unter Beachtung der Gebrauchstauglichkeit, Alters- und Alternsgerechtheit. Die Begriffe Gebrauchstauglichkeit, Alters- und Alternsgerecht sind im Sinne dieser Regel in der TRBS 1111 definiert.
- Ergonomische Faktoren
Einzelne Aspekte der ergonomischen Gestaltung sind die physischen (körperlichen) und psychischen Faktoren, auch ergonomische Faktoren genannt (siehe auch Belastungsarten und Belastungsmerkmale, Abschnitt 3.3).
2.2 Arbeitssystem
Im Sinne dieser TRBS besteht das Arbeitssystem aus den Elementen Beschäftigte, Arbeitsmittel, Arbeitsgegenstand, Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation und Arbeitsumgebung. Die Arbeitsorganisation umfasst Arbeitsablauf, Arbeits- und Fertigungsverfahren sowie Arbeitszeit. Das Arbeitssystem beschreibt das Zusammenwirken eines einzelnen oder mehrerer Beschäftigter mit den Arbeitsmitteln, um die gestellte Arbeitsaufgabe am Arbeitsgegenstand, in der Arbeitsumgebung und unter der gestalteten Arbeitsorganisation zu bearbeiten. Das kleinste Arbeitssystem bildet der Arbeitsplatz.
2.3 Wechselwirkungen
Wechselwirkungen im Sinne dieser Technischen Regel sind die gegenseitigen Beeinflussungen der Arbeitssystemelemente.
2.4 Belastung
Belastung ist die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen einwirkt und ihn
- körperlich beeinflusst, indem sie insbesondere zu einer Reaktion des Herz-Kreislauf-, Muskel- und Skelettsystems und/oder Stoffwechsels führt (physische Belastung) oder
- psychisch beeinflusst, indem sie insbesondere zu kognitiven (z. B. informationsverarbeitenden) und motivational-emotionalen Prozessen führt (psychische Belastung).
Hinweis: Die nachfolgend in Abschnitt 3.3 aufgeführten Belastungsarten und Belastungsmerkmale kategorisieren die Einwirkungen auf den Beschäftigten. Diese Kategorisierung und die dazugehörigen Begriffe haben sich in der Wissenschaft und Praxis etabliert und sind hier deshalb übernommen worden.
2.5 Beanspruchung und Auswirkungen von Beanspruchung
Beanspruchung ist die unmittelbare Auswirkung der Belastung auf den Beschäftigten in Abhängigkeit von seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Eigenschaften (z. B. Körpergröße, Alter, Konstitution).
Auswirkungen von Beanspruchung sind physische oder psychische Folgen, die kurz- oder langfristig sind und sich positiv oder negativ auswirken.
Hinweis 1: Auswirkungen von Beanspruchung können abhängig von Ausprägung und Dauer die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten selbst und anderer Beschäftigter beeinflussen.
Hinweis 2: Der Begriff Fehlbeanspruchung (vgl. § 6 BetrSichV) meint Beanspruchungen, die zu negativen Auswirkungen führen.
Hinweis 3: Gefährdungen von Sicherheit und Gesundheit können sich aus negativen Auswirkungen von Beanspruchung ergeben.
2.5.1 Physische (körperliche) Auswirkungen von Beanspruchung
Physische Auswirkungen von Beanspruchung sind:
- kurzfristige positive Auswirkungen in Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer, wie z. B. physischer Aufwärmeffekt, Aktivierung,
- langfristige positive Auswirkungen in Koordination, Beweglichkeit, Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer, wie z. B. Trainingseffekt, Übungseffekt,
- kurzfristige negative Auswirkungen, wie z. B. physische Ermüdung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Überdehnung der Sehnen und Bänder sowie
- langfristige negative Auswirkungen, wie z. B. Arthrosen, Degeneration, Beeinträchtigungen des Herz-Kreislauf-Systems, Durchblutungsstörungen, Empfindungsstörungen, Stoffwechselstörungen.
2.5.2 Psychische Auswirkungen von Beanspruchung
Psychische Auswirkungen von Beanspruchung sind:
- kurzfristige positive Auswirkungen, wie z. B. psychischer Aufwärmeffekt, Aktivierung, Lernen, Motivationssteigerung,
- langfristige positive Auswirkungen, wie z. B. Steigerung der Lernfähigkeit,
- kurzfristige negative Auswirkungen, wie z. B. psychische Ermüdung, ermüdungsähnliche Zustände, Monotoniezustand, herabgesetzte Wachsamkeit, psychische Sättigung, Demotivierung, Stress sowie
- langfristige negative Auswirkungen, wie z. B. Erkrankungen (Burnout-Syndrom).